Leider sieht es so aus:
Journalismus: Boom in den USA, düstere Lage in Deutschland
Jährlich 2.000 neue Journalisten in Deutschland, aber kaum Arbeit
New York/Berlin (pte/15.05.2006/13:30) - Journalismus-Schulen sind beliebter als je zuvor, obwohl die Zeitungsindustrie mit zahlreichen Problemen zu kämpfen hat. Im Mediengeschäft überwiegt vielfach Pessimismus und Resignation, das Internet ist eine starke Konkurrenz im Kampf um Leser und Wirtschaftsfachleute haben wenig Vertrauen in die finanzielle Zukunft der Zeitung. In den USA wurden allein im letzten Jahr 2.000 Jobs gestrichen, wie die New York Times kürzlich berichtete. Doch gerade dort gibt es momentan einen regelrechten Ansturm auf Journalismus-Schulen und sogar Neugründungen.
An der Universität Yale wird ein neues, aus Spenden finanziertes, Ausbildungsprogramm gestartet und an der City University of New York wird im Herbst sogar eine völlig neue Journalismus-Schule eröffnet. Dieser Boom zeigt, dass das Interesse an journalistische Arbeit nach wie vor ungebrochen ist und auch die Jobaussichten in den USA scheinen sich zum Positiven zu wenden, wie Richard J. Roth von der Northwestern University meint. Er sieht einen Trend, verstärkt junge Leute einzustellen, da diese im Umgang mit neuen Medienformaten wie Podcasts Experten sind und sich schnell an neue Technologien anpassen können.
In Deutschland scheint die Situation anders zu sein, wie Hendrik Zörner vom Deutschen Journalistenverband http://www.djv.de im Gespräch mit pressetext berichtet. "In Deutschland kommen Jahr für Jahr 2.000 neue Journalisten mit abgeschlossener Ausbildung auf den Arbeitsmarkt. Viele davon werden arbeitslos, da es nicht annähernd genügend Stellen gibt." Die wachsende Bedeutung neuer Medienformate scheint in Deutschland kein Anreiz zu sein, junge Leute, mit Erfahrung in diesem Bereich, einzustellen. Es ist eher das Gegenteil der Fall: Immer öfter werden bereits angestellte Redakteure in eine neu gegründete GmbH ausgegliedert. "Das ist eine sehr beunruhigende Entwicklung. In solchen GmbHs gelten oft nicht einmal die Tarifverträge. Redakteure werden gezwungen, zu niedrigeren Konditionen zu arbeiten, obwohl sie meistens sogar am selben Schreibtisch sitzen", wie Zörner erklärt.
Einen Boom an Journalismus-Schulen gab es Anfang der Neunziger, momentan gibt es keine Neugründungen in Deutschland. Es wird versucht, die vorhandenen Plätze auszulasten, was auch ohne Probleme gelinge, wie Zörner meint: "Journalist ist noch immer für viele ein Traumberuf, die schlechte Wirtschaftlage hat darauf keinen Einfluss. Es ist ein Mythos, viele träumen davon ohne zu wissen, was sie erwartet."